Unsere Kläranlage: Die Nieren

In der Regel verfügen Menschen über zwei Nieren. Sie gelten als die bestdurchbluteten Organe im Körper. Das gesamte Blut wird in den Nieren etwa 60mal pro Tag gefiltert, um unerwünschte Stoffe über den Urin auszuscheiden. Die Nieren praktizieren Nachhaltigkeit in Reinform: Alles, was verwertet werden kann, wird nach der Filtration wieder dem Blutkreislauf zugeführt. So wird zum Beispiel Wasser zu 99 % zurückbehalten. Pro Tag entsteht insgesamt etwa 1,5 Liter Urin. Die Blutreinigung erfolgt in mehreren Schritten in den kleinsten Einheiten der Nieren, den sogenannten Nierenkörperchen, wovon es etwa 1,5 Millionen pro Niere gibt. Das Blut wird in die Nierenkörperchen geführt und in einem feinverzweigten Blutgefäßgeflecht filtriert. Ein austariertes System sorgt dafür, dass optimale Blutdruckverhältnisse für die Filtration herrschen. Blutkörperchen, Eiweißstoffe und alle größeren Partikel verbleiben im Blut. Die Flüssigkeit (Blutplasma) mit darin gelösten Stoffen wird durch mehrschichtige Zellschichten hindurchgeschleust. Das Filtrat sammelt sich in den Nierentubuli. In weiteren Schritten werden Endprodukte des Stoffwechsels sowie Arzneistoffe und schädliche Stoffe aktiv ins Filtrat überführt, und wichtige gelöste Stoffe werden wieder zurückgeholt. Dadurch wird in den Nieren die Konzentration der Mineralstoffe im Blut maßgeblich gesteuert. In den Nieren wird außerdem der Blutdruck über die Flüssigkeitsmenge im Körper geregelt. Wird vermehrt Flüssigkeit ausgeschieden, so sinkt der Blutdruck, wird mehr Flüssigkeit zurückbehalten, so steigt er. Diesen Mechanismus macht man sich zu Nutze, wenn man medikamentös einen erhöhten Blutdruck senken will. Arzneistoffe aus der Gruppe der Diuretika, umgangssprachlich als „Wassertabletten“ bezeichnet, verursachen nämlich in den Nieren die Ausscheidung von Wasser und Mineralien (Elektrolyten). Oft eingesetzt werden die Arzneistoffe Torasemid, HCT (Hydrochlorothiazid) und Furosemid, die zu den meistverordneten Arzneimitteln in Deutschland gehören.
Wie stellt man fest, dass etwas im Bereich der Nieren nicht funktioniert?
Eine schnelle Methode besteht in der Untersuchung des Urins. Tauchen dort Eiweißpartikel oder Glukose oberhalb bestimmter Grenzkonzentrationen auf, so besteht Handlungsbedarf, denn diese Stoffe sollen den Körper nicht verlassen. Daneben lässt sich die Filtrationsrate der Nieren (GFR = Glomeruläre Filtrationsrate) bestimmen und eine gewisse Aussagekraft hat der Kreatininwert, der als Blutwert bestimmt wird.
Wie werden die Nieren geschädigt?
Die beiden Volkskrankheiten Bluthochdruck und Diabetes haben unbehandelt ausgesprochen negative Auswirkungen auf die Nieren. Dabei werden nämlich die kleinen Blutgefäße geschädigt, in denen das Blut filtriert wird. Werden diese Krankheiten nicht wirksam behandelt, so können sie zum Nierenversagen führen. Versagen die Nieren vollständig, so muss die Blutreinigung außerhalb des Körpers in Form einer Dialyse mehrmals pro Woche durchgeführt werden. Aber es gibt noch weitere kritische Nieren-Situationen: Kann der Urin über die Harnblase nicht richtig abfließen, so kann es zu einem gefährlichen Rückstau von Harn bis in die Nieren kommen (Harnstau). Ursache dafür können Nierensteine sein, eine vergrößerte Prostata oder Verengungen in den ableitenden Harnwegen. Ein Nierenstau ist ein lebensgefährlicher Notfall, der umgehend in einer urologischen Klinik behandelt werden muss. Ein weiteres Risiko für ein akutes Nierenversagen besteht in einer bakteriellen Nierenbeckenentzündung. Übrigens: Tabakrauch mögen Nieren gar nicht, denn bestimmte Reizstoffe, die beim Rauchen entstehen, landen in der körpereigenen Kläranlage und schädigen dort die zellulären Strukturen. Deswegen ist Rauchen auch ein Hauptrisikofaktor für Blasenkrebs. Wieder ein Grund mehr, mit dem Rauchen aufzuhören…
Welche Getränke mögen die Nieren am liebsten?
Damit die Nieren gut arbeiten und ihrer Entgiftungsfunktion nachkommen können, sollten wir möglichst zwei Liter Flüssigkeit pro Tag trinken. Natürlich ist reines Wasser der beste und gesündeste Durstlöscher. Kaffee sowie Tee sind bei der Flüssigkeitsaufnahme mitzurechnen. Der Kaffeekonsum sollte aufgrund des Koffeingehalts auf wenige Tassen am Tag begrenzt werden. Zuckersüße Getränke schmecken zwar vielen, aber zu hoher Zuckerkonsum ist kritisch zu betrachten. Man gerät schnell in einen Kalorienüberschuss und bringt den Zuckerstoffwechsel aus dem Gleichgewicht. Alkoholische Getränke wirken auf die Nieren ein und entziehen dem Körper neben Wasser auch Elektrolyte wie Kalium und Magnesium.
Welche Mineralstoffe brauchen die Nieren?
In der westlichen Ernährung nehmen wir zu viel Natrium in Form von Kochsalz zu uns. Dadurch kommt es zu einem Ungleichgewicht zwischen Natrium und Kalium. Dieses Ungleichgewicht wirkt sich wiederum negativ auf den Blutdruck und auf das Säure-Base-Verhältnis im Körper aus. Deswegen ist es angebracht, regelmäßig die basischen Mineralstoffe Magnesium, Kalium und Zink zuzuführen. Diese Mineralstoffe gibt es in Kapselform, oder auch als Mineralpulver zum Auflösen in Wasser.
Mein persönlicher Tipp:
Bei eingeschränkter Nierenfunktion dürfen bestimmte Arzneimittel nur nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden. Dies betrifft viele gängige Schmerzmittel wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Diclofenac, aber auch bestimmte Antibiotika.
Approbation als Apotheker. Promotion am physiologischen Institut der Universität Tübingen. Leitende Tätigkeit in der Pregizer Apotheke in Pforzheim.